durins zwergenblog teil 10 - zurück im leben ...
- grinsehunde, susanne junga-wegscheider, margot wallner
- 19. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
... ein hoch auf die resilienz
durin ist zurück im leben.
und ja, er ist ein terrier, und die haben ja den ruf der unverwüstlichkeit.
der bringt allerdings oft mehr leid als segen.
dass ein hund sehr widerstandsfähig ist, wenig beeinträchtigung zeigt, sich
aufrappelt und gegen widrigkeiten kämpft, bedeutet nämlich nicht, dass er weniger
leidensdruck verspürt als andere hunde.
gerade arbeitsrassen, sogenannten „gebrauchshunderassen“, wird ja gerne
nachgesagt, sie seien unempfindlich, „hart“, und hielten fast alles aus, ohne in der
erfüllung ihrer aufgaben zu scheitern.
und genau deshalb, weil das image verblendet und der mensch halt glauben möchte,
dem hund macht ohnehin dieses und jenes nichts aus, wird nicht genau hingeschaut,
die kleinen zeichen eingeschränkter lebensqualität gekonnt ignoriert und
weggeredet, leid normalisiert.
man denke an so manchen deutschen schäferhund, der tiefergelegt möglichst noch
in sehr jungen jahren durch die prüfungen gebracht wird, weil er steilwände und
sprünge später sowieso nicht mehr wird leisten können.
oder terrier im jagdlichen gebrauch, billig zu haben, für das notwendige verhalten
genetisch vorprogrammiert, also mit wenig trainingsaufwand versehen, die halt so
lang unter die sau kommen (und sich dort immer wieder hinwerfen), bis sie halt
irgendwann zu kaputt sind und entsorgt werden.
solange diese hunde ihren zweck erfüllen und nicht brüllen vor schmerz (was sie
nicht tun, der zeigt sich schon viel, viel früher ganz anders), „hat der nix“.
bei diesen hunden fragt viel zu oft niemand nach schmerzen, nach einschränkungen,
nach dem bedarf an rücksichtnahme, behandlung, schonung, versorgung.
zeigt sich die eingeschränkte lebensqualität in dem menschen unangenehmen
verhaltensweisen, kann man die ja wegstrafen. nach dem warum zu fragen ist doch
mühsam, wenn’s die flugstunde an der leine auch richtet.
gut, durin hat jetzt eigentlich keine aufgaben, außer als kleiner begleiter ein richtig
gutes leben zu führen.
und nachdem terrier jetzt nicht so gut darin sind, unwohlsein für menschen klar
verständlich mitzuteilen, wurde das bei ihm sehr gefördert.
ja, man kann jetzt sagen, er wurde verhätschelt und verzärtelt, und jedem schiefen
blick, jeder eigenartigen haltung, jeder ablehnung von aktivitäten bedeutung
beigemessen.
er darf sogar knurren und abschnappen! und wird dafür nicht gemaßregelt!
anarchie!!!
und das darf er sogar in der physiotherapie. und beim bewegungs- und gehtraining
darf er einfach aufhören, das kann ja nie was werden!
tja, es wurde. natürlich wurde es.
es wurde richtig gut, und durin hat seine neuen körperlichen gegebenheiten meistern
gelernt. wie nennt man das doch gleich, wenn ein geschöpf aus einer belasteten
situation wieder in den ursprünglichen zustand, vielleicht sogar gestärkt durch die
bewältigungserfahrung, zurückkehren kann?
ganz genau.
resilienz.
resilienz zu entwickeln geht nicht über ignorieren von leid, und schon gar nicht über
zwang und muss.
wir dürfen leidensfähigkeit niemals mit resilienz verwechseln.
ersteres lädt dazu ein, leid zu ignorieren.
letzteres ist etwas, das unseren hunden hilft, aus leidvollen erfahrungen
unbeschädigt hervor zu gehen.
für durin hat das einerseits die großartige tiermedizin von heute ermöglicht, und im
fall der fälle ist es keine option, dort zu sparen.

und andererseits, dass an keinem punkt gesagt wurde, er würde dieses oder jenes
schon aushalten, das vergeht schon, er soll sich nicht so anstellen.
unsere hunde sind bereit, vieles mitzumachen, wenn sie tatsächlich vertrauen dürfen.
auch darauf, dass sie, wann immer es irgend möglich ist, nein sagen dürfen, und
nicht hilflos ausgeliefert sind. und mussten sie diese erfahrung doch einmal machen, wie es zb bei einem klinikaufenthalt sein kann, dann braucht es eben danach ganz, ganz viele erfahrungen der selbstwirksamkeit, um wieder wachsen zu dürfen.
innerlich natürlich.
sonst wäre durin nicht mehr der winzige jack russel, sondern eine dänische dogge.
hiermit schließt durin seinen zwergenblog und bedankt sich bei seinen treuen
leser:innen für die aufmerksamkeit, das mitleben, und all die guten wünsche, die ihn
auf seinem weg zurück ins leben begleitet haben!

Wunderbar! Tapferer, resilienter Durin - er traegt seinen Namen zurecht - King Durin under the Mountain was a migthy Dwarf King. Was Du ueber die sogenannte "Gebrauchshunde" schreibst (ein widerliches Wort eigentlich, ein Hund ist kein "Gebrauchsgegenstand oder -tier) trifft mich tief, weil ich es hier, wo ich (derzeit) lebe fast taeglich sehe. Meine kleine Jagdhuendin war auch ein "Gebrauchshund" (2 1/2 Jahre draussen an der Kette, dann 6 Jahre im Betonkaefig) - jetzt schlaeft sie bei mir im Bett, an mich geschmiegt (hat sie sich ganz alleine so ausgesucht) und wenn sie knurrt, weil sie glaubt, ich versuche sie von dort wegzuschieben - ich brauche halt auch ein bisserl meine Bettdecke - dann darf sie knurren. Ein mildes: "don't…