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Stellungnahme/Leserbrief zum Artikel "Wieviel Strenge darf noch sein" (Kleine Zeitung Steiermark und Kärnten, 10.10.2025)

Aktualisiert: 15. Okt.


Sehr geehrte Frau Brutmann,


bezugnehmend auf Ihren Artikel zu Trainingsmethoden im Hundebereich möchten wir einerseits unser Entsetzen kund tun, dass ausgerechnet am Welthundetag jemandem wie Herrn Resch eine derartige mediale Bühne geboten wird, andererseits fachlich aufklären.


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Ihr Artikel impliziert leider an mehreren Stellen, dass es sich bei dem Training über Gewalt, positiver Strafe, Aversion und Einschüchterung, wie es Herr Resch vertritt und praktiziert, und bei der bedürfnisorientierten, belohnungsbasierten, wissenschaftlich fundierten und ethisch korrekten Arbeit mit Hunden um gleichwertige Vorgehensweisen handelt.


Ihre Aussage, beide Wege hätten das selbe Ziel, ist falsch.


Im strafbasierten Training unter der Anwendung von physischer und psychischer Gewalt kommt es im ersten Effekte zu einer Verringerung des Problemverhaltens nach außen. Die Hunde befinden sich hier jedoch keineswegs in einem langfristig konstruktiven Lernprozess, da hier lediglich biologisch notwendige Verhaltensweisen der Schadensvermeidung durch den Hund gezeigt werden - die Stille, das Einstellen von Verhalten dient schlicht dem Überleben des Individuums. Auch die von Resch beschriebene "Freude" mit der die Hunde auf ihn zukämen, nachdem er an ihnen Gewalt angewandt hat, fällt in diesen Verhaltensbereich. In einer Zwangslage mit einem übermächtigen, bedrohlichen, für die eigene Sicherheit gefährlichen anderen Individuum ist dies eine normale Reaktion. Es wird "gutes Wetter gemacht", um keiner weiteren Gewalt und ihren möglichen Folgen ausgesetzt zu sein.


Diese Missinterpretation, unreflektiert in einem Zeitungsartikel wieder gegeben, kommt einer Legitimation massiver Gewaltanwendung im Umgang mit dem Hund gleich und kann den Umgang von Halter:innen mit ihrem eigenen Hund auf gefährliche Art und Weise beeinflussen.


Es ist hinreichend wissenschaftlich erwiesen, dass über Strafe, Druck und Aversion trainierte Hunde vermehrt zu stressbedingten Verhaltensweisen (dazu zählt Aggressionsverhalten) und u.A. zu wesentlich massiveren Beißvorfällen mit höherer Beschädigung des Opfers neigen. Zudem werden wichtige Warnstufen auf der Eskalationsleiter von so trainierten Hunden übersprungen - es kommt zu den viel zitierten massiven Beißvorfällen "aus dem Nichts".

Es sei hier verdeutlicht, dass es sich also bei den dargestellten gegensätzlichen Trainingsmethoden niemals um das selbe Ergebnis handeln kann. Unterdrücktes Verhalten bewirkt das Gegenteil dessen, was bedürfnis- und belohnungsbasiertes Training durch grundlegende Veränderung der Emotion hinter dem Verhalten und dem Aufbau eines funktionalen, alternativen Verhaltensrepertoires leistet.


Ersteres kann, da dem vorhandenen beeinträchtigten Wohlergehen des Hundes noch weitere negative Affekte hinzugefügt werden, niemals zu einem grundlegend sozial sicheren Hund führen, sondern nur zu einem Hund, der, solange der Deckel aus Angst und damit Schadensvermeidung auf dem Verhalten sitzt, es in dieser Form nicht mehr zeigt - bis der Leidensdruck in Summe zu groß oder die Wirkung eines Auslösers zu stark ist und die aus der Not entstandene Verhaltensanpassung versagt.


Und dann gibt es wieder einen Artikel in den Medien zu einem "Vorfall", wenn der Hund dann nicht mehr "funktioniert", wie Resch sein Ergebnis betitelt.


Diese Vorgehen als legitim darzustellen, kommt daher einer Gefährdung des Gemeinwohls gleich, da von einer möglichen Beeinflussung hundehaltender Personen durch Medienartikel ausgegangen werden muss.


Reschs Behauptung, Hunde würden ein Vorgehen wie das Seine "brauchen", ist allein schon vom verhaltensbiologischen Standpunkt aus grundfalsch.

Kein Lebenwesen - außer menschlichen Masochisten - zeigt Verhalten, um bestraft zu werden. Verhalten dient einzig und allein der Befriedigung von Bedürfnissen, und unter denen wird sich auch bei eingehender Suche "getreten werden" oder "Schmerz empfinden" nicht finden.


Darüber hinaus muss klar gestellt werden, dass das im Artikel detailliert geschilderte Vorgehen des Herrn Resch im Training auch von rechtlicher Seite relevant ist, da es sich um klare Verstöße gegen das Tierschutzgesetz handelt. Er gibt hier offen zu - wie ja auch in Videos von ihm selbst zu sehen ist - dass er durch Tritte, Leinenrucke, körperliche Züchtigung wissentlich gegen geltendes Recht handelt. Dass seine persönliche Definition von Gewalt offenbar erst jenseits dieser Grenzen beginnt, ist hier nicht von belang.


Dieses Vorgehen löst physische und psychische Schäden, Leid, Schmerz und starke Angst aus. Damit ergibt im Abgleich mit dem Tierschutzgesetz ein klares Ergebnis - nämlich ein absolutes Zuwiderhandeln gegen das österreichische Bundestierschutzgesetz. Wäre im Vorfeld dieses adäquat recherchiert worden, hätte dieser Artikel niemals in Druck gehen dürfen.


Bestürzend ist darüber hinaus vor diesem Hintergrund, dass von einer "Glaubensfrage" gesprochen wird. Der Verstoß gegen geltendes Recht kann und darf in den Medien nicht zur Glaubensfrage degradiert werden, auch und besonders dann nicht, wenn es um Umgang mit denkenden, fühlenden Lebewesen geht.


Es sind genau solche Artikel, die zur genannten Verunsicherung von Hundehalter:innen beitragen, weil eine Falschinformation zu einer nicht existierenden Gleichwertigkeit diese befeuert.


Der Ansatz, die "Wahrheit liegt irgendwo dazwischen" gehört übrigens ebenfalls in diese Kategorie.

Mit "Zuckerbrot und Peitsche", also einer Kombination aus positiver Verstärkung und positiver Strafe, trainierte Hunde zeigten in Studien das höchste maß an stressinduziertem Verhalten. Die "Mitte" ist also bei Weitem nicht golden, sondern in höchstem Maß unsachgemäß.


Wir hoffen hier zu einem besseren Verständnis beigetragen zu haben, warum dieser Artikel mehr als nur eine nicht ganz korrekt recherchierte Randerscheinung ist und verbleiben daher in der Erwartung, dass der journalistischen Sorgfaltspflicht folgend eine fundierte Aufklärung der Leserschaft stattfindet.


Hochachtungsvoll,

Susanne Junga-Wegscheider und Margot Wallner


Susanne Junga-Wegscheider


Diplompädagogin

Certified Neuroscience Coach

Zertifizierter Coach für Resilienz

Zertifizierte Trainerin für Stress- und Burnoutprävention

Tierschutzqualifizierte Hundetrainerin

Verhaltensberaterin

Approved Canine Reactive Behaviour Expert

noise phobia certified consultant

Slow Thinking Is Lifesaving For Dogs Endorsed Practitioner

Behaviour Technician

Zertifizierte Hunde-Fitnesstrainerin



margot wallner

tierschutzqualifizierte hundetrainerin

verhaltensberaterin

behaviour technician

zertifizierte trainerin für stressbedingete verhaltensweisen beim hund

slow thinking is lifesaving for dogs endorsed practitioner

noise phobia certified consultant

zertifizierter resilienzcoach

zertifizierte trainerin für stress und burnout prävention

zertifizierter trauercoach bei haustierverlust

zertifizierte scentwork trainerin

zertifizierte dummy trainerin

zertifizierte ernährungsberaterin

zertifizierte hundefitnesstrainerin

zertifizierte beraterin für kräuter, vitalpilze und ätherische öle


 
 
 

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