unser leben mit hunden ist ja grundsätzlich so gestaltet, dass sie uns brauchen
müssen. umso mehr brauchen uns unsere hunde, wenn es ihnen nicht gut geht,
wenn sie schlimmes erlebt haben, eingeschränkt sind, schmerzen haben, sich nicht
gut fühlen.
ein weiterer essentieller punkt im „wir machen’s wieder gut“-prozedere ist daher die
anwesenheit, die verfügbarkeit der bezugsperson(en). es ist kein übertriebenes
getüddel, den hund zu beginn keinen moment allein zu lassen, auf jede kleine
regung zu reagieren – es ist das vorgehen, das verhindert, dass hier ein
trennungsthema aufploppt.
nur weil ein hund im normalzustand und im haushalt mobil problemlos allein sein kann, bedeutet das nicht, dass er das auch in einer so begrenzten umgebung wie einem gitterbett kann.
deshalb haben wir uns vorsorglich für die ersten echten „allein“-phasen in dieser zeit,
die arbeitsbedingt unvermeidbar kommen werden, die unterstützung einer tollen
verhaltensmedizinerin geholt, die durin bereits gut kennt. es macht absolut keinen
sinn, hier experimentell etwas in den sand zu setzen, weil man „das auch ohne
medikamente kann“.
warum? die bezugsperson ist die, die mit lebensnotwendigem versorgt, die für
sicherheit sorgt, die hilft, wenn hund etwas braucht. und je eingeschränkter der hund,
je weniger er sich selber helfen kann, desto größer ist das empfinden von
hilflosigkeit, und umso schlimmer auch der temporäre „verlust“ seines menschen.
und ja, das kann eben auch bei hunden, die normalerweise kein thema damit haben,
in panik enden.
also: vorbeugen. weil heilen dann ein langer, steiniger weg sein kann.
die ersten beiden tage bin ich allerdings da und widme mich ziemlich intensiv der
fortbildung.

aus einem ganz einfachen grund: eines von durins ersten für ihn sehr positiven
wohlfühl-erlebnissen nach seiner ankunft hier aus bulgarien war es, zeit auf meinem
schoß vor dem laptop zu verbringen. einerseits ging es nicht anders, weil ich eine
fortbildung online am laufen hatte, und zum anderen konnte ich so trotzdem für ihn
da sein. sein zu beginn etwas überbordendes interesse an den knöpfen und tasten meines laptops ist dann zum glück abgeflaut, weil wir uns dann ausgemacht haben, dass die stofftiere seins, die lustigen tasten meins sind. was er von beginn an mochte, waren die bilder auf dem schirm und die stimmen, die etwas erzählen, auch wenn ihn dabei regelmäßig der schlaf übermannt.
und genau das nutzen wir jetzt auch. zu beginn sitze ich mit laptop am gitterbett und
beobachte entzückt den konditionierten entspannungsresponse des kleinterriers.
hab ich schon gesagt, wie unfassbar wertvoll solche cues sind? legt euch mit eurem
hund welche zu.

ich lasse karolina westlund laufen zu beginn, weil er sie immer schon am liebsten
gehört hat, aber eigentlich ist ihm jedes webinar recht.
irgendwann kann ich mich ob der sitzposition dort selbst kaum noch rühren, und wir wandern auf das zum sofa umdekorierte bett aus. die sorge, dass durin dort irgendwelche ungesunden bewegungen ausführen würde, ist umsonst. er tut, was er bei webinaren immer schon getan hat, er liegt mehr oder weniger auf mir, hört zu und schläft.
unsere kleine welt zuhause ist weitestgehend wieder in ordnung. durin verfällt nicht
mehr, wenn sich hände nähern – auch weil hier immer alles angekündigt wird, wenn
irgend möglich, auch gefragt. durin frisst wieder mit gusto.
ein großer gewinn in dem ganzen ablauf ist auch eilian, seine große jagdhund-
schwester. das, was wir uns oft von menschen im umgang mit ihren hunden so sehr

wünschen würden, beherrscht sie aus dem ff. sie ist einfach da, legt sich dazu,
drängt sich nicht auf. sie ist sanft, liebevoll und freundlich. sie zeigt ganz vorsichtiges
pflegeverhalten, indem sie durin beschnüffelt und ein wenig putzt, wenn er es zulässt. brummelt er, hört sie auf. wie wertvoll das jetzt ist, dass sie ihn so selbstverständlich
erleben lässt, dass er auch leise und unaufgeregt „nein“ sagen kann, wo er doch momentan sonst fast garnichts kann. umso wertvoller ist es jetzt gerade, was sie da tut.
schneiden wir uns ein scheibchen davon ab.
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