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durins zwergenblog teil 2 - man kann nicht alles verhindern

egal, wie achtsam man ist, egal wie gut man einrichtet und managet. das nennt sich leben, und uns ist es wichtig, dass klar ist, dass auch den erfahrensten hundemenschen, auch jenen, die bereits lange jahre als profis auf dem buckel und tonnen an ausbildung und erfahrung haben, etwas passieren kann.


apropos. wo waren wir?


ach ja, der durch das vorzimmer hopsende dreibeinschäfer – dessen fehlendes bein

ein vorderes ist. Das ist hier nicht unwichtig, weil damit klar ist, dass sein ganzes

schäfergewicht beim hopsen auf dem vorhandenen vorderbein landet.


und dieses vorderbein landet an jenem unglückstag, auch weil der dreibeinschäfer

nicht mehr so fix in seinen reaktionen und nicht mehr so gut im sehen von details ist,

im hundebett im vorzimmer. genauer gesagt, auf dem hals des dort schlafenden

kleinterriers.


das erschrockene weghopsen des dreibeinschäfers ob des infernalischen

schmerzgeschreis, das da plötzlich unter ihm erklingt, kann die situation nicht mehr

retten. im vorzimmer steht ein baffer schäfer und im hundebett liegt ein brüllender

jack russel terrier, und daneben stehen zutiefst entsetzte menschen.


wenn der jack russel schreit, ist wirklich etwas passiert. Das röntgen in der nicht allzu

weit entfernten landklinik ergibt erstmal keine knochenbrüche.

vorsichtige erleichterung.


die legt sich allerdings bald, weil durin trotz schmerzmedikation und infiltrationen

offensichtlich hochgradig schmerzhaft ist.



dann fiel das böse wort: bandscheibenvorfall.


an sich schon sehr unlustig, bei einem hund mit bereits verschraubter hws noch

wesentlich unlustiger.

abklärung kann nur ein ct bringen, also termin gemacht und ab in die große stadt.

da ploppt das „es tut mir so leid, dir das antun zu müssen“-gefühl zum ersten mal

hoch. so liebevoll können tierärzte gar nicht sein, dass nicht ein hund mit solcher

vorgeschichte unfassbare ängste aussteht und leidet.


durin musste in der klinik bleiben, wegen der narkose, zur sicherheit.


bei abgabe ist es zum ersten mal da, dieses gesicht, in dem der völlige

sicherheitsverlust steht. die stunden sind endlos, das ergebnis leider eindeutig, die

op besprechung vorsichtig-hoffnungsvoll.


der kleinterrier kann erst seufzen, als er wieder an seinem liebsten safe place ist –

dem auto. vorsichtig in seinen sitz gelegt und angeschnallt (er reist niemals in den

äußert komfortablen boxen im äußerst ausladenden hinteren abteil), beginnt er sich

wieder sicher zu fühlen.


dennoch zeigt er wirkung.

da war nur ganz, ganz wenig verhalten im vergleich zu sonst. und nein, das ist nicht

gut. angenehm vielleicht für manche, wenn nicht ständig etwas quirlt, wo dran ist

oder sich bemerkbar macht, aber nicht in unserer welt.


co-regulation ist super. sie funktioniert aber nur dann wirklich gut, wenn der

regulierende selbst in gutem zustand ist, und nicht dinge wie „das wird so nicht, er

muss auf den op tisch, ich werde ihn dortlassen müssen, das wird…“ im kopf hat.


hab ich schon erwähnt, dass wir bei den eigenen hunden auch nur menschen sind?

schlaflose nächte bis zum termin. aus angst, der kleinterrier geht noch mehr kaputt,

weil er irgendwas unkluges macht. aus sorge, was danach sein wird.

aus sorge, was während dessen sein wird.

aus schlechtem gewissen, wenn man ihm beim friedlich schlafen zusieht und weiß,

was ihm bevorsteht – im bewusstsein, dass es keine echte wahl gibt.

ein leben voller schmerz, außer stande, all die kleinen und großen terrierdinge zu

tun, ist keines.


schlafdepriviert, schwer schluckend, sehr bemüht, den puls und die emotionen um

durins willen unten zu halten, geht es zum termin frühmorgens in die klinik.

schlucken, weil er sich so darüber freut, ins auto zu können.


noch mehr schlucken, als offensichtlich wird, dass er erkennt, wo man da gerade

eingeparkt hat.

seufzend sein stofftier im auto lassen, weil er es ohnehin nicht mitnehmen kann.

den kaputten kleinen terrier ins wartezimmer tragen.


warten. den kleinterrier im arm zittern spüren.


ihn einer anderen person in die hand drücken und ihn zusammenfallen sehen.

aber all das passiert in dem wissen, dass es seine einzige echte chance auf leben

ist. den preis kann ich ihm nicht erklären, dass seine kleine welt in scherben geht,

damit wir sie danach wieder bauen können.


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