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durins zwergenblog teil 3 - das warten darauf, dass ein hund aus der narkose aufwacht ...

... , auf den anruf „alles gut gegangen“, ist jedes mal eine persönliche grenzerfahrung.

die zieht sich in unserem fall noch weiter, weil bei dieser art op der ausgang ja nicht

sofort feststeht. update abwarten ist furchtbar.


die updates an sich klingen nicht so schlecht, wie befürchtet, aber zwischen den

sachinfos kommen dann die sätze, die mir wesentlich mehr sagen.


dass es etwas schwierig ist mit ihm.

dass er es mit dem fressen nicht so hat (das legt sich zum glück am dritten tag).

dass eine ordentliche neurologische untersuchung nicht möglich ist, weil er sich nicht

anfassen lässt.


wie jetzt, hat die trainerin ihren hund etwa nicht ordentlich vorbereitet? sollte der das

nicht können? hat sie mit ihrem gewaltfreien getue einen snowflake-hund gebastelt,

der nix aushält?


man kann für trauma nicht trainieren.


man kann dafür trainieren, dass der besuch der physiopraxis fein abläuft. für einen

kontroll- oder impftermin. dafür, dass krallenschneiden eine nicht unbeliebte

angelegenheit ist und öhrchen putzen toll.


man kann so viel resilienz im hund aufbauen wie nur irgend geht, und viele positive

verknüpfungen herstellen, die ungute einzelereignisse locker aushalten.

geht alles.


was nicht geht, ist einen hund, der bereits ein ganz ähnliches trauma hinter sich hat,

für ein weiteres immun zu machen.


uhhhh, trauma, das große wort, das in aversivler-kreisen als erfundener pipifax gilt,

dem man nicht rechnung zu tragen braucht.


trauma ist echt.


genauso echt wie der vollkomene verlust an sicherheit, entscheidungsfreiheit und handlungsfähigkeit, den durin in der klinik erlebt.


es ist schrecklich, und er kann nichts tun.


mir ist noch wohler, solange ich höre, dass er sich gebärdet. richtig schwer ums herz

wird mir, als er das nicht mehr tut. es am telefon zu hören, ist das eine, es zu sehen,

dann noch eine ganz andere hausnummer.


als ich durin abhole, nach fünf langen, aber notwendigen tagen dort, sehe ich in den

kleinen hundegesicht keine freude. die habe ich auch nicht erwartet.


nicht, weil ich glaube, dass er mir böse ist – dieser irrglaube, dass hunde wie

menschen bei vertrauensbruch, „wenn es denn wirklich so schlimm wäre“, aus trotz

und ärger die beziehungangebote zurückweisen würden, sorgt für unfassbares elend

in der hundewelt. damit wird gerechtfertigt, dass man hunden quasi alles antun

könne, weil sie einen ja trotzdem lieben, und es daher gar nicht tragisch sein kann.

hunde haben diese rein menschliche sequenz nicht. punkt.


durin freut sich nicht, er kann nicht. sein ganzes hirn ist in erwartung von irgend

etwas fürchterlichem, als er in den raum getragen wird. das ist es, was trauma tut.

der blick wird blind für gutes, es bleibt der tunnel auf die nächste gefahr, die

erwartung des nächsten schrecklichen, gegen das man nichts tun kann.


er sieht mich nicht, er macht keine bewegung in meine richtung.

wir gehen, ich trage ihn.


mein denken kreist um all das, was jetzt folgen muss, um dem kleinterrier den weg

aus diesem zustand heraus zu zeigen. er hängt auf meinem arm, reagiert nicht auf

die umwelt.


ich suche an seiner statt saftey cues. und da steht auch schon die erste, riesengroß

und weiß. das auto.

schon auf dem weg hin drücke ich die fernbedienung, durin liebt es, wenn er zum

auto kommt und es „tut etwas“, auf das folgt, das man einsteigen darf.

das hat ihn einmal davon abgehalten, in einem hoppala-moment eine katze zu

verfolgen.

ich drücke mehrmals auf den knopf, das auto klackt und blinkt folgsam.

und beim dritten mal ist sie da, die reaktion, auf die ich hinaus wollte: der kleine kopf

hebt sich, die augen werden größer, die nase weist richtung auto.

er will dorthin, dort, wo es sicher ist.



durin hat einen neuen, ganz weich gepolsterten sitz bekommen. das hineinlegen

stresst ihn. erst als der diesel brummt, seufzt er.

wir fahren heim, wie auf eiern, auf reifen, denen ich etwas luft abgelassen habe, um

die fahrt möglichst erschütterungsfrei zu gestalten. diese „was wäre, wenn“-sätze

aus tierarztmund können einem einen heidenbammel machen. gut so, umso

achtsamer ist man.


sagt niemals, „ach, das kann kein trauma gewesen sein, der soll sich nicht so

anstellen“.

hunde können sich nicht anstellen. aber sie können leiden.

aber wir, wir können anerkennen, was in und mit ihnen passiert, und wir können

ihnen helfen.


wie wir das bei durin anstellen, folgt.


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